Am Wochenende waren Slalom- und Riesenslalomläufer des Schweizer Nationalteams zu Gast im Montafon. Kurz vor dem Abflug nach Sotschi absolvierten sie eine Trainingseinheit am Hochjoch.
Es ist Kurz nach acht Uhr am Sonntag. Das Wetter ist unfreundlich, der Parkplatz der Hochjochbahn noch fast leer. Der Erste des Teams, der eintrifft, ist der Bludenzer Martin Vallazza, Physiotherapeut der Schweizer Techniker. Er ist auch dafür verantwortlich, dass die Schweizer ins Montafon gekommen sind, hat die Trainingseinheit organisiert. „Wir fahren am Dienstag noch ein Europacup Rennen im Allgäu”, so Martin Vallazza, befragt nach der Wahl des Trainingsortes. „Das Hochjoch liegt auf halbem Weg zwischen den Heimatorten der Schifahrer und Oberjoch. Ideal, um in Ruhe ein paar lockere Schwünge zu trainieren.”
Zusammen mit dem Konditionstrainer Erich Schmidinger und dem Servicemann Thomas Tettamanti werden bündelweise Slalomstangen aus den Autos geholt und in die Gondel verladen. Kurz vor neun Uhr beginnen sie im Bereich Seebliga einen Slalomkurs zu stecken und eine Spur in den frisch gefallenen Pulverschnee zu rutschen. Die ersten Athleten treffen ein. Nach einer kurzen Teambesprechung verteilen sich die Betreuer entlang der Strecke. Es besteht Funkverbindung, um die Fahrer nacheinander sicher über die Strecke zu lassen.
„Drei Betreuer sind nicht viele, um einen Kurs mit über 50 Toren zu überwachen,” erzählt Schmidinger, „aber wir sind leider etwas unterbesetzt.” Kurz danach fährt der erste unvorsichtige Tourist in den Kurs. Die Athleten nehmen es locker. „Damit muss man rechnen, wenn man am Sonntag in so einem Schigebiet trainiert,” meint Luca Aerni, einer der Schweizer Olympiahoffnungen. „Aber das Gebiet ist total lässig. Wir kommen gerne nach Österreich zum Training, nicht zuletzt wegen der tollen Unterkünfte und des guten Essens,” lacht sein Teamkollege Bernhard Niedernberger. Ein Satz, über den sich vor allem die Familie Tschohl vom Montafoner Hof freuen dürfte. Die Rennläufer sind voll des Lobes über die Hotelwahl ihrer Trainer.
Mittagessen gibt es nach der ersten Einheit im Kapellrestaurant, wo sich die Athleten einfach unter die anderen Gäste mischen. Kein abgesperrter Bereich, keine Sonderbehandlung – gegessen wird, was das Restaurant zu bieten hat. Während sich die Sportler noch entspannen sind die Trainier schon wieder unterwegs. „Wir kommen meist als Letzte zum Essen, nachdem wir wie hier den Slalomkurs abgeräumt haben,” erklärt Tettamanti. „Dafür sind wir die Ersten, die dann wieder aufbrechen, denn jetzt müssen wir einen Riesenslalomkurs für die Nachmittagseinheit ausstecken,” so der erfahrene Servicemann weiter.
Das Wetter hat sich nach kurzer Auflockerung wieder zugezogen, es schneit leicht und die Athleten rutschen wieder durch den neuen Kurs, um eine schnelle Spur zu erzeugen. Neben den Olympiateilnehmern beteiligen sich wie am Vormittag auch die Weltcup- und Europacupläufer, die leider nicht nach Sotschi mitfahren können, an dieser Trainingseinheit. Von kurzen Besprechungen mit dem Trainer oder einem Stopp beim Servicemann abgesehen, fahren die Läufer ununterbrochen über den Kurs. Es ist ein eingespieltes Team, das hier ein Training mit der Routine vieler Welt- und Europacupläufe abspult.
Während die Trainer noch den Kurs abbauen, sind die Athleten schon unterwegs Richtung Hotel. Duschen, einpacken. Der Tross zieht weiter nach Oberjoch. Am 17. Februar fliegen vier Läufer, Aerni Luca, Murisier Justin, Yule Daniel und Zenhäusern Ramon mit ihren Betreuern nach Sotschi. Ziel ist die intensive Arbeit der letzten Jahre in olympisches Edelmetall umzuwandeln. Ob es gelingen wird, steht in den Sternen. Die besten Vorraussetzungen dazu wurden auf jeden Fall im Montafon geboten.
Hier gibt’s noch einen kleinen Film des Slalomtrainings (c) Montafon TV:
http://www.youtube.com/watch?v=a8bOR8bD27o